Im Gespräch mit Katharina Döring der Rent.Group
Liebe Katharina, für alle, die die Rent.Group noch nicht kennen: Was macht ihr eigentlich genau – und was unterscheidet euch von den Mitbewerbern im Markt?
Als Ausstatter für Veranstaltungen, Messen und Büros vermieten wir alles: Mobiliar, Porzellan und Zubehör. Auf Wunsch übernehmen wir auch Transport, Auf- und Abbau – für ein echtes Rundum-sorglos-Paket. Unsere Mission ist es, Räume zu gestalten, in denen Menschen zusammenkommen, sich austauschen und inspiriert werden. Dabei liefern wir nicht nur Mobiliar oder Equipment – wir schaffen Atmosphäre. Der Unterschied liegt im Zusammenspiel von Designverständnis, Logistik-Know-how und echter Leidenschaft fürs Detail.
Was uns unterscheidet?
Wir denken Ausstattung ganzheitlich und zirkulär. Wir kombinieren Designexpertise, präzise Logistik und datenbasierte Prozesse mit einer tiefen Überzeugung für Kreislaufwirtschaft.
Unsere Vision ist „Every Item Shared“ – jedes Produkt wird so lange wie möglich genutzt, gepflegt, repariert und wieder eingesetzt. Heute im Interior – morgen noch in vielen weiteren Bereichen
Wir gestalten nicht nur schöne Räume.
Wir gestalten nachhaltige Wirkung.
Du bist bereits seit über 13 Jahren bei der Rent.Group – und mit dem Kauf von Top Events kam ein riesiger Meilenstein dazu. Was hast du aus diesem Schritt gelernt, und wie geht die Reise weiter?
Der Kauf der Top Events.Rent war einer der intensivsten Schritte meiner Laufbahn. Und gleichzeitig einer der sinnvollsten.
Ich habe gelernt, dass Transformation nur funktioniert, wenn man ehrlich kommuniziert, zuhört und Menschen aktiv mitnimmt.
Wir haben zwei Kulturen zusammengeführt, Prozesse harmonisiert und gleichzeitig eine neue gemeinsame Identität geschaffen.
Heute haben wir ein Team, das stärker ist – weil Vertrauen, Offenheit und Klarheit die Basis sind und wir von Erfahrung, Netzwerk und Ressourcen beider Firmen profitieren.
Die Reise geht weiter:
- mehr Digitalisierung,
- Synergien ausbauen
- noch stärkere Kreislaufwirtschaft,
- und klare Daten für bessere Entscheidungen.
Für mich ist es kein Wachstum um jeden Preis – sondern Wachstum mit Haltung.
Hinter jedem Event steckt ein logistisches Puzzle. Was war das verrückteste Detail, das du je organisieren musstest – und das niemand bemerkt hätte?
In der Eventlogistik passieren die besten Geschichten nachts.
Einmal mussten wir bei einem Grossprojekt wenige Stunden vor Start die gesamte Lounge-Ausstattung austauschen – Wetter, Sicherheitskonzept, alles auf den Kopf gestellt.
Niemand der Gäste hat etwas gemerkt.
Für uns war es ein logistischer Sprint, bei dem jeder Handgriff sitzen musste.
Solche Momente zeigen mir:
Man kann Prozesse perfekt planen – aber das Team entscheidet am Ende, ob’s funktioniert.
Ihr habt ein riesiges Sortiment. Gibt es ein Möbelstück, das du immer wieder einsetzt – und eines, das unterschätzt wird?
Ich liebe unsere Designklassiker – zum Beispiel den About a Chair von HAY. Er ist schlicht, elegant und unglaublich wandelbar. Und unterschätzt wird oft die Wirkung von Licht. Mit der richtigen Beleuchtung kann man einen Raum völlig neu definieren. Das wird manchmal vergessen – dabei ist Licht das stärkste Gestaltungselement überhaupt.
Die Kreislaufwirtschaft gehört zu eurer DNA. „Every item shared“ – was steckt hinter diesem Ansatz?
Für uns ist Kreislaufwirtschaft keine Marketingfolie, sondern ein Betriebssystem.
Wir arbeiten mit RFID-Tracking, digitaler Lagerlogistik und einer Datenbasis, die uns sagt:
Wie oft wurde ein Produkt genutzt? Wo? Wie lange? Was braucht es, um lange im Umlauf zu bleiben?
Jedes Möbelstück hat eine Geschichte – wir machen diese Geschichte sichtbar.
So entsteht ein System, das Ressourcen schont, Reparaturen fördert und die Lebenszyklen enorm verlängert.
Und genau das liebe ich:
Daten machen Kreislaufwirtschaft messbar.
Storytelling macht sie erlebbar.
Welcher Event hat dich persönlich am meisten berührt – nicht wegen seiner Grösse, sondern wegen der Stimmung?
Es gibt für mich nicht den einen Event. Emotion entsteht selten durch Dimension, sondern durch Bedeutung.
Zwei Erlebnisse haben mich aber besonders geprägt:
Ein Charity-Event in Zürich, bei dem Menschen zusammengekommen sind, um ganz konkret etwas zu bewegen.
Es war klein, familiär, voller Wärme – und hat mich daran erinnert, wie viel Wirkung entsteht, wenn Menschen ihre Energie bündeln. Ohne grosses Bühnenlicht, ohne Inszenierung. Einfach echte Verbundenheit.
Und ein Women-Leadership-Award, bei dem starke, inspirierende Frauen auf der Bühne standen, ihre Geschichten geteilt haben und damit Räume geöffnet haben – für Mut, für Sichtbarkeit, für die nächste Generation.
Diese Mischung aus Stärke, Verletzlichkeit und Zusammenhalt hat mich tief berührt.
Solche Momente zeigen mir, warum ich unsere Branche so liebe: weil sie Menschen stärkt und Verbindungen schafft, die bleiben.
Der Eurovision Song Contest 2025 in Basel war ein Highlight. Was hat dieses Happening für dich und dein Team bedeutet?
Der ESC war für uns ein unglaublich tolles Projekt – und ich muss ganz ehrlich sagen:
Ich habe den Eurovision Song Contest früher gar nicht wirklich verfolgt.
Aber dort in der Halle zu stehen, diese Energie live mitzuerleben und zu sehen, was unsere Kolleg:innen und Partner in kürzester Zeit auf die Beine gestellt haben – das war überwältigend. Die Dimension, die Präzision und die Emotion, die dieser Event auslöst, kann man nur verstehen, wenn man mittendrin ist.
Für mein Team war es ein Moment des Stolzes und des Zusammenhalts.
Mehrere Locations, engste Zeitfenster, höchste Sicherheitsanforderungen – und trotzdem haben alle mit einer Selbstverständlichkeit zusammengearbeitet, die mich sehr beeindruckt hat.
Es heisst, die besten Geschichten passieren backstage. Gab es einen Moment, bei dem du dachtest: „Das glaubt mir keiner“?
Oh ja – und zwar bei einem internationalen Sportevent.
Dort stellte sich kurz vor Start heraus, dass an einer Zapftheke ein winziger Anschluss fehlte. Eigentlich eine Kleinigkeit – aber ohne diesen Anschluss konnte kein einziges Bier gezapft werden. Und das erste Bier sollte vier Stunden später über diese Theke laufen.
In dem Land, in dem wir geliefert haben, gab es genau dieses Ersatzteil nicht. Keine Werkstatt, kein Händler, keine improvisierte Lösung. Und eine neue Theke in dieser Geschwindigkeit zu organisieren? Unmöglich.
Am Ende blieb uns, so absurd es klingt, nur eine einzige Option:
Jemand musste in den Flieger steigen und dieses winzige Teil persönlich liefern.
Ein Aufwand, den niemand sieht und den man kaum erzählen kann, ohne dass Menschen ungläubig schauen.
Das Spannende ist: Der Gast hat davon nichts gemerkt.
Die Theke lief pünktlich, das Bier floss – und der Event war perfekt.
Und genau das zeigt unsere Haltung:
Es war kein Glanzmoment – aber ein Moment, der zeigt, dass wir alles für unsere Kund:innen tun.
Ihr arbeitet oft mit Locations wie JED Events zusammen. Was schätzt du an dieser Partnerschaft besonders?
Bei JED spürt man sofort den Anspruch an Qualität, Klarheit und Gastfreundschaft.
Wir denken ähnlich: lösungsorientiert, schnell, verlässlich, kreativ und gleichzeitig persönlich.
Es ist ein Miteinander auf Augenhöhe – und das ist in der Eventbranche Gold wert.
Gute Partnerschaften erkennt man daran, dass man gemeinsam stärker wird.
Seit kurzem bist du auch Vorständin im Expo-Event-Verband. Was reizt dich an dieser Rolle?
Ich möchte, dass die Branche sichtbarer, mutiger und zukunftsfähiger wird. Wir stehen vor grossen Themen:
Fachkräftemangel, Nachhaltigkeit, Regulatorik, Professionalisierung, Nachwuchs.
Und ich glaube fest daran, dass Vielfalt – auch über mehr Frauen in Führungsrollen – die Branche verändern wird.
Ich möchte dazu beitragen, dass wir eine Eventwirtschaft bauen, die Verantwortung übernimmt und gleichzeitig Innovation fördert.
Wenn dein Job ein Soundtrack wäre – welcher Song wäre es?
„Don’t Stop Me Now“ von Queen.
Dieses Tempo, diese Energie, diese Lust, Dinge ins Rollen zu bringen – ja, das trifft es gut.
Stell dir vor, du dürftest einen Event ohne Budgetgrenzen gestalten. Wie würde der aussehen – und wen würdest du einladen?
Ich würde ein Event erschaffen, der zeigt, wie Zukunft aussehen kann – ästhetisch, emotional und konsequent nachhaltig. Ein Ort, an dem Menschen nicht nur einen Abend verbringen, sondern eine Haltung erleben.
Es wäre ein Zero-Waste-Event, komplett zirkulär gedacht:
Modulare Ausstattung, wiederverwendbare Materialien, erneuerbare Energie, regionales Catering, intelligente Logistik und ein Design, das lange genutzt werden kann – nicht nur für eine Nacht.
Der Fokus läge auf Begegnung und Bedeutung. Menschen wünschen sich heute Events, die verbinden, inspirieren und gleichzeitig verantwortungsvoll sind. Deshalb würde ich Menschen aus ganz unterschiedlichen Bereichen einladen: Kreative, Unternehmer:innen, Gestalter:innen, Talente, Wissenschaftler:innen, Macher:innen – Menschen, die etwas bewegen wollen.
Der Abend würde Räume schaffen für Austausch, für Entdeckungen und für kleine „Wow“-Momente, die nicht durch Grösse entstehen, sondern durch Qualität und Authentizität. Gute Musik, gutes Essen, gutes Design – aber so umgesetzt, dass alles möglichst ressourcenschonend, regional und wiederverwendbar ist.
Mein Traum-Event wäre einer, der zeigt:
Nachhaltigkeit und Emotion schliessen sich nicht aus – sie verstärken sich.
Ein Event, der bleibt, ohne Spuren zu hinterlassen.
Und zum Schluss: Dein persönlicher Planungs-Hack für Eventprofis?
Früh und ganzheitlich planen.
Nur wenn ich alle Bereiche anschaue – Logistik, Design, Timing, Abläufe, Verantwortlichkeiten – kann ich eine Planung aufstellen, die wirklich trägt. Und dafür brauche ich vor allem eines: ein klares Ziel.
Ohne Ziel keine gute Planung.
Und dann Kommunikation – in alle Richtungen.
Kund:innen, Mitarbeitende, Gewerke. Wenn alle das Gleiche verstehen und zum gleichen Ergebnis wollen, funktioniert jeder Event.