Philippe Kiwiz kennt die Schweizer Eventszene wie kaum ein anderer. Als kreativer Kopf hinter NEUERDINGS sorgt er seit Jahrzehnten dafür, dass Veranstaltungen nicht nur organisiert, sondern inszeniert werden. Seine Arbeit geht weit über Dekoration hinaus – es geht um Atmosphäre, Emotionen und darum, Räume zum Leben zu erwecken.
In diesem Gespräch verrät Philippe, was ihn inspiriert, warum Chaos manchmal sein bester Freund ist und was Veranstalter unbedingt vermeiden sollten, wenn sie selbst kreativ werden wollen. Humorvoll und ehrlich gibt er Einblicke in die Zusammenarbeit mit JED Events, erzählt von unvergesslichen Projekten wie dem Popup-Restaurant „Only Temporary“ und erklärt, warum Nachhaltigkeit in der Eventgestaltung nicht mehr verhandelbar ist.
Philippe, lass uns direkt mal die wichtigste Frage klären: Hast du zu Hause eigentlich auch alles perfekt dekoriert, oder herrscht bei den Kiwiz’ kreatives Chaos?
Ja, bei uns zu Hause ist alles liebevoll dekoriert, aber nicht von mir, sondern von meiner Frau Claudia.
NEUERDINGS ist seit Jahrzehnten ein fester Name in der Eventbranche. Was glaubt eigentlich deine Familie, was du den ganzen Tag so machst? Und wie erklärst du deiner Großmutter deine Arbeit?
Ich habe vor 10 Jahren den Geburtstag meiner Grossmutter dekoriert und sie als Queen of Africa auf einem Elefanten reiten lassen. Daher weiss sie sehr genau, was ich mache. Und wenn jemand aus der Familie mal eine Sinneskrise hat, ist er bei mir immer sehr gut aufgehoben – wir haben immer Arbeit.
Wir kennen dich ja als echten Kreativkopf. Aber mal ehrlich: Gibt es ein Dekorationskonzept, das du einfach nicht mehr sehen kannst, weil es zu oft gewünscht wird?
Ich bin immer froh, wenn die Weihnachtszeit vorbei ist und die Tannenbäume im Zoo bei den Elefanten landen.
Du hast mit NEUERDINGS schon unzählige Events ausgestattet. Gibt es einen Moment, bei dem wirklich alles schiefging – und wie hast du die Situation gerettet?
Ja, das hatten wir auch schon: Die bestellte Ware kam nicht rechtzeitig beim Event an, und man muss den Kunden überzeugen, dass die Alternative genauso genial ist.
Wir haben ja gemeinsam das Popup-Restaurant ‚Only Temporary‘ während der Zwischennutzung im JED eingerichtet. Wenn du an dieses Projekt denkst: Was war der verrückteste Wunsch, den du jemals für eine Dekoration umsetzen musstest?
Dass die Bühne rollbar und gleichzeitig 4 Meter hoch sein musste. Das war eine Herausforderung, die am Schluss doch nicht ganz klappte, weil sie zu schwer wurde.
Hast du einen Geheimtipp für Eventveranstalter, die denken: ‚Dekoration? Ach, das machen wir schon irgendwie selbst!‘ Was sollten sie auf keinen Fall tun?
Zu wenig Stunden für die Umsetzung einrechnen – das wird immer wieder unterschätzt.
Wir arbeiten schon so lange zusammen, dass es fast wie eine Ehe ist. Was ist dein Lieblingsmoment, wenn du bei einem Event im JED tätig bist? Und gibt es etwas, das du an uns besonders schätzt – oder insgeheim verfluchst?
Ich liebe es, dass wir in Eve’s Kitchen immer Mittagessen dürfen während des Aufbaus, da es einfach super lecker ist. Und ich geniesse es, alle zu begrüssen und ein Schwätzchen zu halten. Was mich manchmal aufregt, sind die kurzfristigen Telefonate, wenn doch noch etwas 5 Stunden vor dem Event benötigt wird.
Man sagt ja, die besten Beziehungen haben auch mal Reibungen. Wenn du uns ein ehrliches Feedback geben müsstest: Gibt es etwas, was wir besser machen könnten, damit deine Arbeit bei unseren Events noch einfacher wird?
Die Briefings: Wenn ihr vom Kunden schon eine Richtung habt, diese bildnerisch darzustellen. Das wäre sicher hilfreich.
Philippe, du bist der König der Eventdekoration. Was ist für dich der ultimative Deko-Fauxpas, den du nie auf einem Event sehen möchtest?
Jetzt übertreibt ihr aber! Es gibt nichts, was ich noch nicht gesehen habe, und ich hoffe, noch viele lustige Sachen zu erleben, über die man in der Szene reden kann.
Was denkst du: Sind die Trends von heute – wie Nachhaltigkeit oder minimalistische Konzepte – wirklich nachhaltig, oder sehen wir in zehn Jahren wieder pompöse Inszenierungen wie in den 90ern?
Ja, ich denke, das wiederholt sich alles. Das ist wie in der Mode – die 90er sind auch wieder in.
Technologie wird immer wichtiger, auch in der Dekoration. Denkst du, dass wir bald eher digitale Installationen als echte Blumen und Stoffe sehen werden? Und was wäre für dich der absolute Albtraum: ein Event ohne physische Deko?
Nein, das gibt es auch schon, aber wir werden immer Dekorationen mit Stoffen machen, da es einfach wertiger aussieht als nur digital.
Du hast in deiner Laufbahn sicher unzählige Highlights erlebt. Aber gibt es einen Moment, auf den du besonders stolz bist, weil du dachtest: "Ja, genau deshalb mache ich diesen Job"?
Die schönsten Momente sind, wenn die Gäste mit leuchtenden Augen den Raum betreten. Heute hat ein Gast zu mir gesagt, ohne zu wissen, wer ich bin: „Wow, siehst du, wie schön das dekoriert ist? Ich dachte noch zu Hause, ich bin overdressed für diesen Anlass, aber es passt alles.“ Sie hat gelacht und ist weggelaufen.
Wenn du die Möglichkeit hättest, ohne Budgetgrenzen und Einschränkungen ein Event zu dekorieren – egal wo und wie – was würdest du tun?
Dann würde ich gerne so eine riesige Bühne bauen wie beim Tomorrowland – mit allem Drum und Dran.
Neuerdings ist bekannt für seinen riesigen Fundus an Dekoration. Gibt es ein Lieblingsstück, das eine besondere Geschichte hat – oder vielleicht etwas, das du insgeheim selbst behalten möchtest?
Mein Lieblingsstück ist unser Oldsmobile NY Police Car.
Zum Abschluss eine etwas andere Frage: Welcher Deko-Fail aus deiner Karriere bringt dich heute noch zum Lachen – und was hast du daraus gelernt?
Das sind die WEF-Geschichten. Wenn du mittendrin steckst, sind sie richtig schlimm – mit vereisten Eingängen und Autos, die im Garten von Paul Accolas Onkel stecken bleiben. Jahre später sind das jedoch die besten Geschichten, die einen ganzen Abend füllen können.